Im Jahr 2006 übernahm Christoph Besenfelder alle vier Stopper-Filialen. Im Dezember des Jahres 2021 musste der Dorfladen in Ratshausen schließen, und auch Schörzingen ist seit Ende des Jahres 2022 geschlossen. Aktuellen Gerüchten zufolge droht den Filialen in Schömberg und Hausen am Tann dasselbe Schicksal. Der Eigentümer stellt jedoch klar: „Da ist nichts dran! Wir sind nach wie vor gerne der Bäcker vom Städtle.“
Keine Angst vor der Zukunft
Bereits seit Ende letzten Jahres brodle die Gerüchteküche. Sogar, dass das Haus verkauft werden soll, ist ihm zu Ohren gekommen. Wie es dazu kam, versteht er nicht. Umso besser findet er es, wenn er direkt darauf angesprochen wird und für Klarheit sorgen kann. „Ich habe vor der Zukunft keine Angst“, äußert er, „denn ich bin überzeugt, dass der Trend zum Fachgeschäft wiederkommt.“
Seine Erwartung hängt damit zusammen, dass die Menschen Wertschätzung gegenüber regionalen und qualitativ wertvollen Produkten zeigen. Das Einzugsgebiet der Bäckerei ist beachtlich, denn die Kunden kommen teils aus Gosheim, Rottweil und Balingen. Mehrmals im Jahr verschickt das Team sogar Brote, so beispielsweise an Wanderer, die in Schömberg zu Gast waren und auf den Geschmack gekommen sind. 20 Brote werden dann mit der Post übermittelt, welche per Express-Sendung am nächsten Tag ankommen.
Altbewährte Qualität anstelle von kritischen Trends
Besenfelder legt viel Wert auf altbewährte Qualität. Er ist beispielsweise ein Gegner vom Nachbacken und sorgt dafür, dass seine Kunden ausschließlich frische Produkte erhalten. Überware vom Vortag lässt sich extra ausgezeichnet für preisbewusste Menschen ergattern. „Der Kunde, der kurz vor Ladenschluss kommt, möchte auch noch eine Auswahl haben“, weiß der Bäckermeister. Daher sei das Kalkulieren des täglichen Bedarfs immer wieder ein Spiel mit dem Feuer und nie genau abschätzbar. Im Angebot hat der Kleinbetrieb über 25 Brotsorten und insgesamt über 100 Produkte. Sein Favorit ist im Übrigen der Klassiker: die Brezel.
Am Trend des Insekten-Mehls habe der Betrieb definitiv kein Interesse. Ebenso ließ sich Besenfelder nicht auf die Verwendung von Schweineschmalz ein. Alle Produkte sind auf pflanzlicher Basis, und die Gelatine kommt vom Rind. Klein, groß und unterschiedlichste Kulturen – Besenfelder versucht im Rahmen seiner Möglichkeiten, allen Kundenwünschen gerecht zu werden.
Mit Herzblut dabei
„Natürlich gelingt das nicht immer“, bekennt er. Das Kaufverhalten habe sich über die letzten Jahre stark verändert. So würden die meisten Menschen das Haus früh morgens verlassen und spät abends wieder heimkommen, wodurch die Öffnungszeiten nicht jedem gerecht werden können. Mit einer Sieben-Tage-Woche hält der Bäcker aber einen beachtlichen Service. Der umsatzstärkste Tag ist der Samstag. „Hier merken wir immer, dass die Menschen sich die Zeit zum Frühstücken nehmen und die Familie zusammenkommt.“
Obwohl Besenfelder auch ein Ausbildungsbetrieb ist, hatte er seinen letzten Lehrling im Jahr 2017 – welcher nach wie vor Geselle bei ihm ist. Die Arbeit in der Nacht und am Wochenende schrecke viele Menschen bei der Berufsorientierung ab. „Du musst das Positive sehen und mit Herzblut dabei sein“, erklärt er. „Anders geht es nicht.“
Ein negativer Aspekt, der nur schwer zu beschönigen sei, ist die Bürokratie. „Theoretiker erlassen die Gesetze und haben nur wenig mit dem Praktischen zu tun“, bemängelt er. „Einen gewissen Standard muss und will ich halten“, sagt Besenfelder, allen Widrigkeiten zum Trotz. Seine Kunden könnten daher immer auf handgefertigte Backwaren zählen. Selbst die Äpfel werden von Hand mit dem Schäler bearbeitet, und selbst Oma und Opa unterstützen tatkräftig. „Es sieht nicht jede Brezel aus, wie die andere – aber da sind wir stolz drauf!“
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