Der Neubau der Kindertagesstätte Am Steinbruch/Südweg in Endingen nimmt jetzt konkrete Formen an, zumindest aus planerischer Sicht. Auf den europaweit ausgeschriebenen Architekten-Wettbewerb haben 59 Ingenieurbüros bei der Stadt Balingen ihr Interesse bekundet. 15 von Ihnen wurden zugelassen und zu „Eignungstests“ aufgefordert.
Zwei Referenzprojekte galt es einzureichen. Letzten Freitag tagte das 17-köpfige Preisgericht nichtöffentlich unter dem Vorsitz des Architekten und Stadtplaners Wolfgang Riehle aus Reutlingen. Zugleich vergab die Jury an die vier besten Einreicher ein Preisgeld von insgesamt 30 000 Euro.

Siegerentwürfe vorgestellt

Im Foyer des Balinger Rathauses stellte am Montagabend der Leiter des Hochbauamts, Frieder Theurer, die vier Siegerentwürfe den rund 30 Anwesenden vor. Gekommen waren nicht nur die Architekten selbst, auch Gemeinderäte und Ortschaftsratsmitglieder aus Endingen mit Ortsvorsteher Thomas Meitza an der Spitze hörten sich Theurers Erläuterungen an, warfen neugierige Blicke auf die Pläne und maßstabsgetreu erstellten Gebäudemodelle und stellten Fragen.
Rundgangmäßig sind zahlreiche Informationstafeln aufgestellt, an denen Skizzen und Erläuterungen auch anderer Architekten heften, die es nicht in die Siegergruppe geschafft haben. Bürgermeister Ermilio Verrengia bezeichnete in seiner kurzgefassten Rede die Ausstellung als „klein, fein und wichtig“. Anfang letzten April, also vor knapp einem Jahr, hätte der Technische Ausschuss und anschließend der Gemeinderat einen Grundsatz- und Planungsentschluss gefasst und diesem zugestimmt.

Planer wenden viel Hirnschmalz auf

„Wir waren alle begeistert, als wir erstmals durch diese Ausstellung gegangen sind“, sagte Hochbauamtsleiter Frieder Theurer. Er sprach von einer „unglaublichen Vielzahl an tollen Möglichkeiten“, wie die Kindertagesstätte auf der freien Wiesenfläche „Am Steinbruch“ in Endingen aussehen und positioniert werden könnte. Es sei um Nuancen und Details gegangen.
„Bei manchen Entwürfen hat mir das Herz geblutet“, sagte Theurer. Die Planer hätten „sehr viel Hirnschmalz“ aufgewendet, um das „Optimum“ herauszuholen. Die vier Ausarbeitungen unterscheiden sich sehr, sind städtebaulich realisierbar, halten sich an das vorgegebene pädagogische Konzept und sehen Speiseräume vor. Schließlich sollen in dem Gebäude rund 70 Kinder in vier Gruppen Platz haben.

Sieger erhält ein Preisgeld

Am besten gefiel der Jury die planerische Arbeit der „raum.land architekten“ René Rissland und Matthias Massari aus Nürnberg. Für sie als Sieger gab es ein Preisgeld in Höhe von 12 000 Euro. Die Bayern entwarfen ein bumerangförmiges zweigeschossiges Gebäude mit einem Atrium, das sich der vorhandenen leichten Hanglage anpasst und in einen eingeschossigen Flügelteil mit begrünter Dachterrasse übergeht. Theurer sprach hier vor einer Symbiose zwischen Architektur und Natur. „Genau das war der Grund, dass wir dieses Modell an die erste Stelle gesetzt haben.“
Der zweite Platz ging an die Stuttgarter MGF-Architekten (Preisgeld: 9000 Euro) für den Entwurf einer Kindertagesstätte im quadratischen Stil, die standortmäßig punktgenau positioniert ist und genügend Parkplätze bereithält. Frieder Theurer sprach hier von einem optimalen Flächen-Volumen-Verhältnis. Außerdem biete die Bauweise aus Stuttgart enorme Vorteile bei den Außenanlagen. Platz drei mit einer Prämie von 6000 Euro ging an die Arbeitsgemeinschaft Schwabmayer Architekten aus Breisach und Freiburg. Sie entwarfen einen fünfeckigen Baukörper, der sich am Straßenverlauf und an die umgebende Wohnbebauung orientiert. „Insgesamt wirkt dieses Gebäude kompakter“, argumentierte Theurer. Was ihm nicht gefiel, war der „mordsmäßig“ versiegelte Außenbereich.

Pädagogik bei der räumlichen Einteilung wichtig

Der vierte Gewinner, „Ackermann + Renner“, Berlin, mit einem Preisgeld von 3000 Euro bedacht, hat drei miteinander verbundene zweigeschossige Gebäude mit jeweils einem Satteldach als Ensemble entworfen. Die räumliche Anordnung schränke die pädagogische Arbeit allerdings etwas ein, meinte Theurer zu dieser Planung.
Auf die Zwischenfrage, ob sich die Gebäude zu einem späteren Zeitpunkt aufstocken ließen, antwortete Theurer, dass dies im Architektenwettbewerb nicht gefordert war. Gegen eine Aufstockung spreche auch der teure Brandschutz. Entstehen soll das Gebäude in Holzständerbauweise und nach den Bauvorschriften. „Total begeistert“ von den Planentwürfen des ersten Siegers zeigte sich auch Endingens Kindergartenleiterin Ilona Joos im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE. Sie schätzt die Flexibilität. Die Mensa und der Turnraum könnten „zusammengeschaltet“ werden. „Ich hoffe, dass der Gemeinderat diesen Entwurf befürwortet.“

Wie geht es jetzt weiter?

Als nächstes, so Bürgermeister Ermilio Verrengia, steige man in das planerische Vergabeverfahren ein. Mit den vier Preisträgern wolle man sich für „Verfeinerungen“ an einen Tisch setzen. Notfalls müsse noch der Bebauungsplan angepasst werden. Über die planerische Arbeit fasst der Ortschaftsrat Endingen einen Empfehlungsbeschluss an den Gemeinderat. Dieser hat das letzte Wort. Verrengia rechnet mit einem Baubeginn im Jahr 2024, spätestens 2025.

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Ergebnis des Wettbewerbs

Noch bis zum 17. März sind die Planentwürfe im Foyer des Balinger Rathauses ausgestellt.
Die Sieger im Überblick: 1. Preis, 12 000 Euro: „raum.land architekten“ René Rissland und Matthias Massari aus Nürnberg. 2. Preis, 9000 Euro: „MGF-Architekten“, Stuttgart. 3. Preis, 6000 Euro: „Arbeitsgemeinschaft Schwabmayer Architekten“, Breisach und Freiburg. 4. Preis, 3000 Euro: „Ackermann + Renner“, Berlin.