Jede Stadt, jedes Gebäude ist ein Geschichtsbuch. Darin zu blättern, lohnt sich. Denn um die Gegenwart verstehen zu können, sollte man die Vergangenheit kennen. Eine bewegte Historie hat auch Balingen. Am „Tag der Geschichte“ wurde sie erlebbar.
Auf der Zeitreise, zu der der Bürgerverein im Rahmen seines Beitrags zur Gartenschau eingeladen hatte, begegneten die Gäste bedeutenden Persönlichkeiten aus verschiedenen Epochen. Jede von ihnen hat Einzug in das Geschichtsbuch gehalten. Und jede ist es wert, dass man sich mit ihrem Leben, ihrem Schicksal befasst.

Historische Persönlichkeiten

Die Kunsthistorikerin und Historikerin Dr. Ingrid Helber hat sich ihrer nicht nur angenommen. Gemeinsam mit Horst Peter Öhler, von dem die Idee zum „Tag der Geschichte“ stammt, und weiteren historisch Interessierten hat sie sie auch zum Leben erweckt.
Wem konnte man an diesem Tag begegnen? Etwa Sabrina Kromppein (1595-1672), die 1648 den Balinger Stadt- und Amtsschreiber Georg Kromppein heiratete und von der es in den Heimatkundlichen Blätter heißt: Sie hat den Altar und Taufstein in hiesiger Kirche „rühmlich gezieret.“ Auch ein Tête-à-tête mit Friedrich V. von Zollern-Schalksburg, genannt Mülli, der die Herrschaft Zollernschalksburg an Württemberg verkaufte, und Catharina Engelfried (Die rote Müllerin) war möglich. Letztere hat ein sehr trauriges Schicksal.

Gefängniszellen im Wasserturm

Als 1672 beim Stadtbrand nach Schuldigen gesucht wurde, wurde sie ins Gefängnis im Rappenturm gebracht. Im Prozess um Hexerei und Brandstiftung konnte man ihr zwar nichts nachweisen, nachdem sie nach 34 Wochen Haft des Landes verwiesen werden sollte, wurde sie aber vor den Toren von mehr als 100 Steinwürfen getroffen und starb einige Tage später im Lazarett (Siechenhaus).
Wie mag sich die Haft in so einem Turm wohl angefühlt haben? Im Wasserturm beim Zollernschloss konnten die Besucher die alten Gefängniszellen besichtigen. Horst Peter Öhler verriet, dass sich hinter einer der Türen noch die alte Gefängnisordnung verbirgt, in der es heißt: „Die Gefangenen haben sich ruhig und anständig zu betragen.“

Tänze und Märchen

Eine wahrer Ohrenschmaus waren die musikalischen Beiträge von Annemarie Schneider und Thomas Schmid in der Stadtkirche und eine Augenweide die Tänzerinnen der Rokoko-Tanzgruppe. Sie hatten im Zollernschloss einen Auftritt, wo Adolf Klek über den „illustren Balinger Lehrer Jakob Huzel“ referierte und die Erzählkünstlerin Sigrid Maute Märchen und Sagen aus der Region vortrug. Weithin bekannt ist die „Sage vom Hirschgulden“, nach der zwei gierige Brüder auf den Tod des dritten Bruders hofften, dem auch die Stadt Balingen gehörte. Am Ende verkaufte dieser die Burg auf dem Hirschberg aber an den Grafen von Württemberg – für nur einen Hirschgulden. Einen echten Hirschgulden aus dem Jahr 1623 präsentierte Dr. Ingrid Helber. Trotz seines sehr hohen Alters ist die Prägung noch gut erkennbar.