Nackte Brüste im öffentlichen Schwimmbad in der schwäbischen Provinz, das erscheint erstmal absurd. Doch auch auf der Alb gibt es (noch) keine vollkommene Gleichberechtigung. Und auch wenn diese Vorstellung so manchem vielleicht ein Schmunzeln entlockt – die Debatte muss geführt werden.
Befürworter des „Oben ohne“-Badens fordern, dass eine weiblich gelesene Brust entsexualisiert werden muss. Das barbusige Baden der Frau: ein Akt der Gleichberechtigung. Ein weiteres Argument der Befürworter: Warum sollte eine weiblich aussehende Person, die sich aber als Mann fühlt, ihre Brüste im Schwimmbad bedecken?
Doch Kritiker merken – zu Recht – Sicherheitsbedenken an. Es ist leider nicht wegzureden, dass die weibliche Brust nach wie vor sexualisiert wird. Heimliche Fotos, sexistische Kommentare, Belästigung bis hin zu Übergriffen – so manche Frau greift da wahrscheinlich doch lieber zum Bikinioberteil, obwohl sie obenrum frei schwimmen sehr gerne mag.
Frauen müssen in vielen Bereichen verzichten, um sich sicher zu fühlen. Abends alleine nach Hause laufen, den Schlüssel griffbereit, um ihn notfalls als Waffe einsetzen zu können – Frauen fühlen sich auch heute nicht sicher vor Übergriffen. Doch es ist nicht ihr Job, Prävention zu betreiben, indem sie sich züchtig verhüllen. Es geht nicht darum, wie Männer das finden, ob die Spanner Stielaugen kriegen. Es geht um Gerechtigkeit in Zeiten einer sich öffnenden Gesellschaft, in der alle Geschlechter Platz finden.
Ein Angebot ist keine Pflicht. Jede Frau kann selbst bestimmen, in welcher Kleidung sie sich wohlfühlt. Das hat ihre keine Badeordnung vorzuschreiben, auch nicht auf der Schwäbischen Alb.