Der Startschuss für das drittgrößte Regelverfahren in Baden-Württemberg war vor knapp vier Jahren am 24. September 2014. Die Flurneuordnung Engstingen-Großengstingen-Kleinengstingen umfasst rund 2100 Hektar, auf denen es knapp 3100 Flurstücke gibt, informierte Christian Kutterer, Amtsleiter des Kreisamtes für Landentwicklung und Vermessung, am Mittwochabend den Gemeinderat.
„Es läuft sehr gut, wir sind im Zeitplan“, lautete sein Resümee. Die Verwaltung hatte ihn gebeten, dem Gremium den aktuellen Sachstand des Verfahrens aufzuzeigen.
Strukturwandel berücksichtigt
Um die Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft zu verbessern, sei die Flurneuordnung ein wichtiges Instrument. Auch die Region profitiere davon, da man mit dieser Maßnahme die Bedürfnisse und den Strukturwandel in der Planung des neuen Wegenetzes berücksichtige, so Kutterer. Und: „Die Ortskerne werden vom landwirtschaftlichen Verkehr befreit.“
Auch Erholungsuchende ziehen ihren Nutzen daraus. Kutterer nannte Radfahrer, Skater und Wanderer, die nun auf gut ausgebauten Wegen unterwegs sind.
Die Kosten für die Gesamtmaßnahme bezifferte er auf rund vier Millionen Euro, von denen 81 Prozent bezuschusst werden. Dieses „ehrgeizige Projekt“ umfasst 15,9 Kilometer Asphaltwege, 14,1 Kilometer neue Schotterwege, 29,2 Kilometer Grünwege sowie 13 Kilometer Rekultivierungen. Im September werden die Asphaltarbeiten erledigt und Ende des Jahres die Schotterdeckschichten aufgebracht sein, versprach Kutterer.
Knapp vier Hektar Fläche wurden neu gestaltet, mit artenreichem Grünland, Böschungen, Feldrainen, Gras- und Krautvegetationen, Bäumen, Hecken und Feldgehölzen. Um Kosten zu sparen, haben die Baufirmen die neuen Wege überwiegend mit Eigenmaterial gebaut.
Munitionsfunde führten immer wieder zu Verzögerungen, informierte Christian Kutterer. Man habe 25 Sprenggranaten, teilweise noch mit Zündern, einige Stabbomben und 100 Kilogramm Munitionsreste gefunden. Bekanntlich stand während des Zweiten Weltkrieges auf der Haid eine der größten Munitionsanstalten Süddeutschlands, die Anfang 1945 mehrmals bombardiert wurde.
Außerdem wurde in der Nachkriegszeit vor den Toren Großengstingens in sogenannten Sprengtrichtern Munition gesammelt, gesprengt und wieder mit Erde zugeschüttet. Archäologische Funde und brütende Feldlerchen verzögerten zudem die Bauarbeiten.
Derzeit ist die Flurordnungsstelle Reutlingen/Tübingen/Zollernalb bereits dabei, das Wegenetz zu vermessen. Danach beginnt die Zuteilung, bei der die 612 Grundstückseigentümer ihre Wünsche äußern können. Wann das ganze Verfahren beendet sein wird, steht derzeit noch in den Sternen. Das hänge davon ab, wie schnell man sich einige, so Kutterer abschließend.
„Für uns bedeutet die Flurbereinigung eine Aufwertung der Gemeinde“, stellte Engstingens Bürgermeister Mario Storz zufrieden fest, der hofft, dass das Verfahren „weiterhin gut läuft“.