100 Leiter von Freundeskreisen für Suchtkrankenhilfe aus dem Gebiet des Landesverbandes Württemberg haben sich in Laichingen-Machtolsheim zum jährlichen Freundeskreisleitertag getroffen. Botschaft des Treffens: Niemand muss alleine bleiben, auch nicht die Angehörigen eines an Sucht erkrankten Menschen. Sein Ich aufzugeben, um in einem kranken Familiensystem überleben zu können, bedeutet co-abhängig zu sein, heißt es in einer Mitteilung des Landesverbands.
In den Freundeskreisen seien Suchtkranke und betroffene Angehörige gleichermaßen willkommen: Ehepartner, Kinder, Lebensgefährten, Verwandte, Freunde, kurzum das gesamte soziale Umfeld. Eine therapeutische Begleitung könne auch für diesen Personenkreis sinnvoll sein, heißt es in einer Mitteilung, denn die Angehörigen leiden oft jahrelang unter ihrer Ohnmacht gegenüber der Suchterkrankung. In Deutschland leben mehr als 1,3 Millionen Menschen mit einem alkoholkranken Partner, davon rund zwei Drittel Frauen. Jedes siebte Kind hat ein Elternteil, das betroffen ist. 50 Prozent dieser Kinder werden wieder suchtkrank. Rund 300 000 Eltern haben abhängige Kinder, schreibt der Verband.

Auf Augenhöhe mit Fachkliniken

Die Freundeskreise sehen sich als Partner auf Augenhöhe mit Psychologischen Beratungsstellen und Fachkliniken. Beim Freundeskreisleitertag berichtete Diana Schürholz, Psychologin an der Beratungsstelle Nürtingen, über die Erfolge der Angehörigenberatung mit Hilfe des Craft-Konzepts (Community Reinforcement and Family Training). Wer es annehmen möchte, sollte sich auf mehrere Einzelgespräche einlassen. Ziel ist es, die eigene Situation verstehen zu lernen und Ansatzpunkte zu finden, um aus der Suchtdynamik der Familie auszusteigen. Dabei gelte es zu lernen, die Verantwortung für die Alltagsgestaltung des kranken Familienmitglieds bei ihm zu lassen, anstatt ständig für ihn in die Bresche zu springen. Optimale Hilfe wird möglich, wenn Angehörige parallel zur therapeutischen Begleitung eine Selbsthilfegruppe besuchen.