Die Langenburger Apotheke hat seit Jahren geschlossen, die traditionsreiche Apotheke am Kupferzeller Marktplatz ist seit dem Jahreswechsel auch dicht. Aber Gerlinde Mayer trotzt den immer schwieriger werdenden Bedingungen, unter denen diese Art der Dienstleistung gerade auf dem Lande betrieben werden muss – noch. Es gibt viele Aspekte, die es ihr schwer machen, die Untermünkheimer Rößler-Apotheke und die Braunsbacher Kochertal-Apotheke offen zu halten.
Eins will sie gleich vorweg klarstellen: „Nicht, dass nachher in der Zeitung steht, dass ich eine Apotheke schließe“, meint sie und beruhigt: In derzeit absehbarer Zeit will die Hohenloherin beide Standorte weiterhin betreiben. Solange sie von einem Problem verschont bleibt, das auch andere Dienstleister auf dem Lande trifft: der Mangel an Fachpersonal. „Wer die Ausbildung abgeschlossen hat, möchte gerne in der Großstadt arbeiten. Heilbronn geht da gerade noch“, lautet ihre Erfahrung. Selbst die, die in Hohenlohe aufgewachsen seien, kämen selten zurück, um hier als Apotheker zu arbeiten. Denn Mitarbeiter braucht sie – auch um Nacht- und Wochenenddienste zu besetzen.
Personalknappheit ist mit ein Grund dafür, dass sie in Braunsbach samstags geschlossen hält. Auch wenn einige dies kritisierten. Aber es lohne sich auch nicht besonders. „Wenn da vormittags nur zwei, drei Leute kommen“, sagt sie. Das sei das weitere Problem der Landapotheken: der Zulauf. „Auch wenn man denkt, dass in Untermünkheim etliche Vorbeifahrende an der B 19 halten und hereinkommen. Das stimmt nicht. Fast alle sind Stammkunden aus Untermünkheim“, weiß Mayer.
Der Wettbewerb führe zudem zu einer abnehmenden Frequenz – nicht stark, aber schleichend. Die sieht die Apothekerin zum einen in Apotheken in Einkaufsgebieten. „Die Leute kaufen ein und nehmen dort auch gleich ihre Medikamente mit“, vermutet sie. Auch pendelten etliche aus den Kochertalorten zum Arbeiten aus und besuchten dann Apotheken nahe ihres Arbeitsplatzes.
Zum anderen gehe es ihr wie vielen Einzelhändlern: Auch auf dem Versandweg kämen heutzutage etliche Medikamente zu den Kunden. Bestellungen funktionierten übers Handy, etliche Arzneien seien günstiger, weil das Personal für Beratungen nicht in diesem Umfang vorgehalten werden müsse. „Nur wenn es schnell gehen muss, geht’s dann zur Apotheke am Ort“, schildert sie ihre Erfahrung. Rezeptpflichtige Medikamente werden nämlich erst versandt, wenn das Dokument auch vorliegt – und bei frei Verkäuflichem dauere es doch manchmal zwei Tage, bis das Paket ankommt.
Doch auch dieser Vorteil der Apotheken in der Nachbarschaft könnte schwinden – auch wenn das noch nicht ganz klar sei. Denn eigentlich solle noch in diesem Jahr das digitale Rezept eingeführt werden. „Wie das funktioniert, wissen wir aber noch nicht“, berichtet Mayer. Es könnte aber durchaus sein, dass Online-Apotheken dann direkt nach dem Arztbesuch darauf zugreifen und die Medikamente direkt losschicken könnten. „Die sind dann am nächsten Tag da“, spekuliert sie.
Außerdem treibe die Bundesregierung eine Deregulierung voran, die ihr nicht gefalle. Bisher dürften Arzneien im Versandhandel die Grenzen nicht passieren. Doch das zuständige Ministerium in Berlin wolle dieses Gesetz abschaffen. „Unser eigener Minister macht uns damit das Geschäft in Deutschland kaputt“, verdeutlicht Mayer.
Noch kann sie es sich leisten, die beiden Apotheken offen zu halten, leistet dafür viele Arbeitsstunden pro Tag, muss sich um Schulungen und Finanzamt kümmern, unangemeldeten Kontrollen standhalten. Und auch in die Technik investieren: Denn mit dem elektronischen Rezept brauche es sichere Datenanschlüsse, Hard- und Software.
Für ihre Kunden – vor allem die, die seit Jahren zu ihr kommen – tut sie das alles gern. Sie bestimmten auch mit ihrer Treue in der Zukunft, ob es weiter Apotheken auf dem Lande gebe. Braunsbach will sie als Filiale, solange es geht, weiterführen.
Vorschriften führen zur Schließung in Kupferzell
Apotheken müssen bestimmte Bedingungen erfüllen, um ihre Betriebsgenehmigung zu erhalten oder zu verlängern. Dazu gehört auch, dass die Räume barrierefrei erreicht werden können. „Vor dem Flutunglück in Braunsbach wäre das dort nicht möglich gewesen, weil es eine Stufe gab“, berichtet Apothekerin Gerlinde Mayer. Der Vermieter hat dort vor Kurzem noch eine automatisch öffnende Tür einbauen lassen, um die Vorschrift zu erfüllen.
In Kupferzell führten einige Treppenstufen hinauf in die Apotheke am Marktplatz. Denkmalschutz und die gesetzlichen Anforderungen konnten dort nicht in Einklang gebracht werden. Der Inhaber, dem auch das Gebäude gehört, hat sich nach vielen Jahren entschlossen, sein Geschäft aufzugeben. Er hatte auch die Langenburger Apotheke bis zu deren Schließung betrieben. fär