Nur noch zwei Männer halten ihre Zahl seit einiger Zeit in die Luft. „110... 115...“, sagt Revierleiter Wolfgang Bitzer. Ein Mann in der hinteren Reihe schüttelt lächelnd den Kopf. Die Blicke nach vorn gerichtet, warten die zwei Duellanten reglos. „125... 130...“ Man würde im Feuerwehrhaus in Bitz in diesem Moment eine Stecknadel fallen hören. Ein passendes Lied wäre Ennio Morricones „Spiel mir das Lied vom Tod“. „145... 150...“ In der ersten Reihe daddelt ein kleiner Junge lautlos auf seinem Handy und bekommt von der Versteigerung wenig mit.
Bei 155 Euro bekommt die Nummer 3 den Zuschlag. „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten, verkauft“, sagt Bitzer. Auf diese Weise wechseln diesmal neun Reisschläge den Besitzer. In den Gemeindewald dürfen die Gewinner, die vorab einen Motorsägenlehrgang nachweisen mussten, erst nach der Zahlung und Bestätigung. Eigentlich nur wochentags zwischen 7 und 18 Uhr – oder nach Absprache mit dem örtlichen Jäger. „Aber ich sehe hier ja einige Jäger sitzen“, sagte Bitzer vorab.

Reine Männersache

Meist ist die Reisschlagversteigerung reine Männersache. Von klein auf war Matthias Ebner aus Bitz dabei. Auch diesmal – im Erwachsenenalter – nur als Zuschauer. „Mein Vater war Teilnehmer.“ Warum er mit ist? „Interessehalber. Aus Familienzugehörigkeit. Man sieht hier fast immer die gleichen Gesichter. Es ist schon interessant. Manche bieten relativ hoch.“
Ein Reisschlag, auch Flächenlos, ist ein abgegrenzter Bereich im Wald. Was nach dem Holzeinschlag übrig ist – Äste, Baumgipfel, zerbrochene Stammteile – darf vom Käufer aufgearbeitet werden. „Für viele ein Hobby, die sich einfach gerne an der Luft bewegen“, sagt Wolfgang Bitzer, der auch in allen Revieren der Stadt Albstadt mit Susanne Schneider von der Stadtverwaltung die Versteigerungen leitet. „Es ist viel Arbeit, das Zeug klein zu sägen, es ist eine Verleiderei“, erklärt Bitzer, warum manche lieber das um ein Vielfaches teurere Polderholz bestellen, das von der Stadt am Waldrand aufgebeigt wird.

Günstig heizen

Für Rainer Jaeger aus Bitz, der einen Reisschlag ersteigert hat, ist es eine gute Möglichkeit, günstig zu heizen, „den Samstag rumzubringen, den Traktor auszufahren“. Der „Hobby-Holzmacher“ sägt gerne mit der Motorsäge, zu viert, mit ein paar Freunden, sei man dann den Samstag über beschäftigt.
Die interessantesten Reisschläge, auf die mehr Teilnehmer bieten, sind offenbar vor allem die, welche nahe an der Straße liegen. Das zumindest erklärt ein weiterer Teilnehmer, der am Schluss noch ein wenig fachsimpelt und einem anderen Bitzer erklärt: „Ich hab die Flächenlose angeschaut, ich schätze bei 7 und 8 kriegst du bestimmt so 50 Meter Holz raus, da zahlst du pro Meter 7,20 Euro.“ Alles unter 10 Euro sei günstig.

Festmeter versus Raummeter

Bei diesen „Metern“ handelt es sich freilich nicht um Festmeter (Massivholzangabe), sondern um Raummeter, betont Bitzer. Also um loses Holz. In der Gemeinde Straßberg war kürzlich auch Reisschlagversteigerung, da sei das Interesse noch höher gewesen. „Da sind einige Lose dabei, in denen auch Schwachholzpolder am Rand liegen, da bekommen Sie viel mehr Holz raus.“
Der Wald bei Bitz sei in einem hervorragenden Zustand, sagt Bitzer. „Eugen Seyboldt ist federführend in der Forstabteilung und sorgt dafür, dass das Holz immer schnell aus dem Wald kommt, deshalb haben wir kaum Käferholz.“ Es würden keine Insektizide verwendet, und es gebe Verträge mit Abnehmern des Holzes und sogenannter „Frei-Werk-Lieferung“. Auch das sorge dafür, dass das geschlagene Holz immer schnell aus dem Wald kommt. „Das ist eine absolute Besonderheit.“

Den Wald sauber halten

Mit der Info, dass sie im zertifizierten Gemeindewald nur ungiftigen Sonderkraftstoff für die Kettensägen benutzen dürfen, verlassen die Sieger der Duelle beschwingt die Versteigerung.
Die Reisschlagversteigerung im Stadtwald Albstadt findet am Dienstag, 25. April, in der Zollern-Alb-Halle in Tailfingen statt: Einlass um 17 Uhr, Versteigerung ab 18 Uhr. Flächenlosverzeichnisse, Lagepläne und ein Teilnehmerdatenblatt sind auf der Seite https://www.albstadt.de/Reisschlagversteigerung eingestellt. Die Abteilung Forst der Stadtverwaltung ist unter Tel. (07431) 160 21 61 erreichbar.

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