Das sei ein schwungvoller Beginn für eine Gemeinderatssitzung, freute sich Albstadts Erster Bürgermeister Udo Hollauer und schob augenzwinkernd nach: „Sie sind auch nicht oft so gut besucht wie heute.“ Zwar war die Zollernalbhalle nicht bis auf den letzten Platz gefüllt, trotzdem stieß die Amtseinsetzung auf großes Interesse. Das war zuletzt auch beim wuseligen Treiben rund um das opulente Buffet im Nachgang der Veranstaltung zu beobachten.
Klar war, dass es sich nicht um eine klassische Gemeinderatssitzung handelte. Denn der erste und auch einzige Tagesordnungspunkt war an diesem Abend die Amtseinsetzung von Oberbürgermeister Roland Tralmer. Der Festakt war natürlich gespickt mit zahlreichen Reden und Grußworten. „Als Kind dieser Stadt kennen Sie die Ecken und Kanten“, rief Hollauer seinem neuen Chef zu, der am 19. März gewählt worden war und schon eifrig in seine Arbeit gestartet ist. Der Albstädter Bürgermeister ging noch auf die großen Fragen der Zeit ein. „In den Städten wird die Zukunft entschieden“, sagte er. Dort werde effektiver gearbeitet als in der nationalen Politik. Hollauer geißelte obendrein den „überbordenden Bürokratismus“ und „maßlose Gesetzgebung“ – beides enge den Spielraum der Kommunen immer weiter ein.
Neid auf schwäbischen Schultes
Als dermaßen eng empfand der Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß diesen Spielraum gar nicht. „Man schaut aus Berlin mit einem gewissen Neid auf den Gestaltungsspielraum eines schwäbischen Schultes“, meinte er. In Stuttgart und Berlin sollte man, appellierte Bareiß, auch mal auf die mahnenden Stimmen von vor Ort hören.
Tralmer und Bareiß kennen sich nach den Worten des Bundestagsabgeordneten schon mehr als 30 Jahre. Schon immer sei der neue Albstädter Oberbürgermeister (OB) ein „geschickter und gewiefter“ Verhandlungsführer gewesen. Herzblut und Durchhaltevermögen seien wichtige Eigenschaften des neuen OBs. Als „politischen Langstreckenläufer“ bezeichnete Bareiß seinen langjährigen Weggefährten.
Ziele kurz angerissen
Die Verpflichtung von Roland Tralmer nahm Stadtrat Dr. Matthias Strähler vor. Standing Ovations nach der vollendeten Formalie waren die Folge in der Zollernalbhalle. Tralmer selbst schritt natürlich auch noch ans Rednerpult. Was Tralmer in den kommenden acht Jahren so plant, riss er natürlich auch an. Eine „Politik für junge Familien mit guten Kindertagesstätten“, „eine funktionierende Infrastruktur“ und „eine bürgerfreundliche und dienstleistungsorientierte Verwaltung“ waren nur einige Stichworte, die Roland Tralmer nannte. Trotz aller Krisen, die Albstadt habe meistern müssen, beispielsweise den Umbruch der Textilindustrie in den 1980er- und 1990er-Jahren, sei man nach wie vor der „wesentliche wirtschaftliche Motor des Zollernalbkreises“. Es sei an der Zeit, ein neues „Albstadt-Selbstbewusstsein“ zu entwickeln, betonte der frisch vereidigte Oberbürgermeister.
Ganz wichtig war Tralmer aber zu betonen, dass er alle neun Stadtteile mitnehmen wolle: „Das Miteinander zu fördern ist eine zentrale Aufgabe der Zukunft.“ Apropos Zukunft: Wer nicht an eine gute Zukunft glaube, der habe auch keine, zitierte Tralmer zum Schluss den ehemaligen Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel. Eine Sammlung von Standardwerken Rommels bekam der frisch vereidigte Oberbürgermeister von Bürgermeisterkollege Frank Schroft aus Meßstetten bei der Veranstaltung überreicht.
„Die kommunale Ebene ist wohl die einzige, die noch finanzielle Ressourcen hat für ein Geschenk bei der Amtseinsetzung“, scherzte Schroft – zum Leidwesen von Regierungspräsident Klaus Tappeser und des Bundestagsabgeordneten Bareiß, die beide jenseits von warmen Worten wenig dabei hatten. Schroft wünschte seinem Amtskollegen „viel Schaffenskraft“, zumal „die Macht der Tatsachen“ vor Ort stärker sei als in den politischen Zentren von Stuttgart, Berlin oder gar Brüssel. Man müsse als Bürgermeister stets die Entscheidungen von oben „der Realität vor Ort anpassen“.
Einladung in die neun Teilorte
Auch sonst gab es noch zahlreiche gute Wünsche für den neuen Oberbürgermeister der größten Stadt im Zollernalbkreis. Pfeffingens Ortsvorsteher Roland Merz wünschte sich eine „offene Zusammenarbeit“ zwischen Teilorten und Rathaus und lud Roland Tralmer dazu ein, „die Teilorte noch näher kennenzulernen“. Die geschäftsführende Schulleiterin der Albstädter Schulen, Bärbel Göttling-Lebherz, überreichte einen Apfelbaum zum Einpflanzen. Nicht nur Äpfel, sondern auch die „Ernte der geleisteten Arbeit“ möge Tralmer einfahren, erklärte sie.
Pfarrer Thomas Soffner bildete den Schluss im Reigen der Grußworte. Normalerweise baue er eine geistliche Rede ja um einen Bibelvers herum. Zugegeben, eines zum Thema Oberbürgermeister zu finden, sei nicht so einfach gewesen. Im ersten Korintherbrief wurde der Geistliche dann aber doch fündig. „Von Haushaltern wird nicht mehr erwartet, als treu zu sein“, heiße es da. Und so etwas Ähnliches sei ein Oberbürgermeister ja auch. „Üben Sie Ihr Amt treu aus“, rief er deshalb Roland Tralmer zu und mahnte, dass sich der neue Albstädter Rathauschef nicht zerreißen lassen solle von all den Ansprüchen und Erwartungen, die auf ihn einprasseln und manchmal auch widersprüchlich sein würden.
Stadtkapelle spielt auf
Zum Schluss steuerte die Stadtkapelle Tailfingen noch drei Lieder bei, darunter ein ABBA-Medley. Es war ein ähnlich schwungvoller Abschluss wie der Einstieg in diese außergewöhnlich festliche Gemeinderatssitzung. Die beendete Bürgermeister Udo Hollauer dann auch formell. Beim Buffet klang der Abend dann allmählich aus.
Zitatgeber rund um die Welt
Bei festlichen Reden werden mitunter zahlreiche Zitate von bekannten Persönlichkeiten verwendet und eingebaut. So war das auch bei der Einsetzung des Albstädter Oberbürgermeisters Roland Tralmer der Fall. Eine Auswahl der Zitatgeber, die aus aller Welt stammten.
Johann Wolfgang von Goethe: „Man soll alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen.“ Dieses Zitats des deutschen Dichters bediente sich der Erste Bürgermeister Udo Hollauer. Er kam dem Anspruch Goethes nach und fand in seiner Begrüßungsrede in der Tat passende Worte.
Friedrich Oettinger: „Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich zu ändern vermag, und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.“ Diesen Rat, einst vom Theologen Oettinger erstmalig formuliert, erteilte Regierungspräsident Klaus Tappeser.
Aristoteles: „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“ Ortsvorsteher Roland Merz bediente sich des griechischen Philosophen, um dem neuen Rathauschef stets das richtige Gespür zu wünschen.
Sepp Herberger: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“Abermals hatte Ortsvorsteher Merz ein Zitat in seine Rede eingewoben. Dieses Mal den legendären Fußballtrainer Sepp Herberger. Merz wandelte das Zitat dementsprechend ab: „Nach dem Wahlsieg ist vor der Umsetzung.“ Ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Rathauschef.
Henry Ford: „Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeit ein Erfolg.“ Personalratschefin Danielle Bosch nutzte den Ausspruch des US-amerikanischen Automobilpioniers Henry Ford, der einst die Fließbandproduktion aus der Taufe hob. Bosch bot dem OB mit diesen Worten eine vertrauensvolle Zusammenarbeit an.
Apostel Paulus: „Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden.“ Pfarrer Thomas Soffner hatte als Geistlicher natürlich ein Bibelzitat zur Hand. Roland Tralmer möge sein Amt gewissenhaft und treu ausüben, so wie es der Apostel Paulus einst in der Bibel im ersten Brief an die Korinther formulierte.