Ein einzelner Trompeter hatte sich weggeschlichen und verabschiedete sich und die Hannäbler Gugga mit tiefen Tönen. Der widerspenstige Narrenbaum gab dem Teufel noch knapp zwei Minuten mehr – doch schließlich fiel er krachend zu Boden. Vier Schalksburghexen schnitten dem Teufel den Weg ab, griffen kräftig zu und führten ihn ins Schloss. „Die Zeit des Teufels ist um, die Hexen werden stumm. Nun ihr Hexen tragt euer Oberhaupt in sein Verlies, das er im Januar verließ“, befahl Zunftmeister Patrick Ferrari.
Mehrere hundert Zuschauerinnen und Zuschauer kamen am Dienstagabend auf den Ebinger Marktplatz und verabschiedeten sich von ihren Narren. Die Darbietung der Narrenzunft Schlossbergturm gefiel Jung und Alt sichtlich, einige hatten sich selbst nochmals verkleidet. Ein letztes Mal wohl für dieses Jahr. Die Zeit der Turmnarren, Schlossberghexen und Schwarzhexen ist wieder vorbei – die Fasnetssaison in Albstadt ist zu Ende. „Auch ihr werdet es bald bedauern, die Straßen wieder trist und leer, findet ihr keine Narren mehr.“
Viele Besucher an den Umzügen
Die Narren sind also wieder in ihrem Turm gefangen und harren bis ins nächste Frühjahr. Doch welches Fazit zieht die Narrenzunft Schlossbergturm Albstadt-Ebingen nach zwei Jahren Corona-Zwangspause? „Es gab Zweifel, ob alles klappt und ob die Leute die Fasnet noch so intensiv begleiten wie vor der Pandemie“, sagt Ralph Simmack, 2. Vorsitzender der NZ Schlossbergturm. „Aber es war eine fantastische Fasnet. Wir hatten beim „Schmotzigen“ so viele Zuschauer wie noch nie – die Menschen wollten raus und etwas unternehmen.“
Die Ebinger Narren und Hexen sind begeistert von den Umzügen in Weil der Stadt, Straßberg und Trochtelfingen zurückgekehrt. Besonders auffällig: bei den Umzügen wurden die Narren häufig gefragt, welche Figur sie darstellen. Während die Menschen vor der Zwangspause die Hästräger eher passiv begleitet haben, „waren viele sehr wissbegierig“, sagt Simmack. „Das Interesse an den einzelnen Figuren war immens. Aber klar, viele Eltern wollten ihren Kindern, die noch nie Fasnet erlebt haben, mehr über die Tradition erklären.“
Zurückhaltung im Fernsehen
Diese Tradition beinhaltet auch eine gewisse Narrenfreiheit. Doch ist diese überhaupt noch gegeben? Sich politisch korrekt auszudrücken, ohne dabei jemandem auf den Schlips zu treten, macht es Redenschreibern schwierig. „Im Fernsehen ist mir das auch aufgefallen“, sagt Simmack. „Da waren viele Büttenreden sehr zurückhaltend.“ Bei den Zunftmeisterempfängen in der Region sei das anders gewesen. „Da hat man nicht gegeizt mit Sprüchen. Und meine persönliche Meinung ist: An der Fasnet sollte man auch mal ein Auge zudrücken.“