Das Thema Staatsdomäne Waldhof kam am Mittwochabend (1. März) im Dautmerger Gemeinderat um halb neun beim Tagesordnungspunkt „Bekanntgaben“ auf, zwischen der Friedhofsgestaltung und einer Bekanntgabe zur Straßenreinigung. Bürgermeister Hans Joachim Lippus sagte, man wisse nicht, wo als nächstes anzusetzen ist, gegen ein mögliches KSK-Absprunggelände auf dem Waldhof auf Geislinger Gemarkung.
„Wir haben keinen Angriffspunkt, weil wir zu wenig Informationen haben“, beklagte der Schultes, der mit Gemeinderäten, Bürgermeisterkollegen und Ortsvorstehern der Region bei einem Gedankenaustausch der Bürgerinitiative am 8. Februar dabei war (wir berichteten hier). Besonders erbost zeigte sich Lippus über das Verhalten des „Landesvaters“, Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der sich trotz einer Aufforderung der Bürgerinitiative noch nicht dazu herabgelassen habe, auf Fragen zu antworten oder sich zu positionieren.

Bürgermeister fühlt sich alleingelassen

Im Sommer 2022 hatten dann 1500 Bürgerinnen und Bürger Postkarten mit der Aufschrift „Ich will kein Flugplatz werden“ an den Ministerpräsidenten gesendet. Nichts. Lippus: „Da wirst allein gelassen und fährst gegen eine Wand, das ist beschämend.“
Gemeinderat Olaf Gauß, der beim Februar-Termin ebenfalls dabei war, zeigte sich dankbar, dass „alle Bürgermeister hinter uns stehen“, ansonsten hätte man das Gefühl, gegen Mühlen zu kämpfen. Tobias Wager kritisierte, dass es auch bei der Besprechung im Februar noch nicht „so richtig konkret wurde – das ist unbefriedigend, dass nicht richtig informiert wird“. Auch der Bürgermeister klagte, dass „null Rückmeldung“ komme. Kein Mensch sage, warum das Absprunggelände ausgerechnet auf dem Waldhof sein solle.

Was bringt der „Scoping“-Termin?

Lippus hofft auf den angekündigten „Scoping“-Termin, „erst danach kann man mit einem Rechtsbeistand arbeiten und ansetzen“. Ein Datum gibt es für diesen Austausch zwischen Behörden, Interessenvertretern, Naturschutz-Verbänden, der Bürgerinitiative und betroffenen Landwirten noch nicht, sagte am Donnerstag (2. März) auf Anfrage Tobias Vötsch von der Bürgeriniative (BI) Waldhof. Die Gruppe, der sich mehr als 800 Bürgerinnen und Bürger angeschlossen haben, bereitet nach wie vor eine eigene Informationsveranstaltung in der Schlossparkhalle in Geislingen vor.
Der Termin dafür steht noch nicht fest, sagt Vötsch. „Wir brauchen dafür eine gewisse Vorlaufzeit, wir machen das ja alles in unserer Freizeit, neben dem Beruf.“ An den anstehenden „Scoping“-Termin sei der Abend in der Halle nicht gebunden. Er solle auf jeden Fall noch im ersten Halbjahr angesetzt werden.

Landwirt bei jeder Entscheidung unsicher

Der Landwirt im Vollerwerb ist mit seiner Betriebsplanung in Rosenfeld-Täbingen direkt von der Zukunft des Waldhofs in 300 Metern Entfernung betroffen. Vötsch: „Man muss als Betrieb ja ständig wachsen, ist sich aber jetzt bei jeder Entscheidung unsicher.“ Wie der Flugbetrieb sich in nächster Nähe etwa auf seine Hühner auswirken könnte, sei noch nicht abzusehen. Hier bräuchte es Gutachten.
Eines stehe fest: „Am Anfang waren wir sehr bestürzt, so langsam sind wir gefasst, und schon lange kampfbereit“, sagt Vötsch. Auch wenn bei einer Infoveranstaltung in Geislingen zum Absprunggelände gesagt worden sei, dass das „Buch zu“ sei – sprich: dass der Standort Waldhof feststehe. Der Landwirt ist sicher: „Es ist gar nichts zu, wir wissen sicher, dass es noch keinerlei Genehmigung für das KSK gibt.“ Vom Scoping-Termin erwarte sich die BI freilich nicht viel. „Wir hoffen, dass die Zusage wahr wird, dass wir auch als Bürgerinitiative eingeladen werden.“

Geht gutes Ackerland verloren?

Im Juli hatte auch der Kreistag Zollernalbkreis einen Antrag gestellt, das Kapitel Absetzgelände doch noch einmal neu zu schreiben. Nach Ansicht der BI und des Balinger Oberbürgermeisters Helmut Reitemann würden auf der Staatsdomäne 40 Hektar gutes Ackerland vernichtet.

Neuer Standort für Übungen des KSK

Ein Gelände braucht das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr und US-Streitkräfte für Fallschirm-Übungssprünge und Übungen zum Absetzen von Lasten aus Flugzeugen. Bisher finden diese Übungen des in Calw stationierten KSK auf dem Absprunggelände Renningen-Malmsheim bei Böblingen statt.
Grund für die Suche nach einem neuen Absetzgelände: Die Firma Bosch plant, ihr Forschungs- und Entwicklungszentrum auszubauen. Nach der Suche durch eine gemeinsame Arbeitsgruppe des Landes und des Bundes scheint sich das Staatsministerium Baden-Württemberg auf den Waldhof festgelegt zu haben.