Die frühere Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (75) hat sehr klare Vorstellungen davon, wie es mit ihrer Partei, der darbenden SPD, in Bund und Land weitergehen soll.
Ihre Partei liegt am Boden. Worauf führen Sie das zurück?
Herta Däubler-Gmelin: Die SPD muss die Frage beantworten, warum gerade die Sozialdemokraten im 21. Jahrhundert gebraucht werden. Das ist heute für viele Leute nicht mehr ersichtlich. Wir müssen uns daher zu vier zentralen Themen schnell eindeutig positionieren.
Welche sind das?
Erstens: Wir müssen uns klar zum Kampf für den Klimaschutz bekennen. Zweitens: Hartz IV muss weg und durch eine gerechte Regelung ersetzt werden. Drittens: Die SPD muss sehr schnell und sehr klar den technischen Einstieg in die Recycling-Wirtschaft bejahen. Der vierte Punkt ist die Überwindung der Ungleichheit in der Gesellschaft.
Andere Parteien suchen ihr Heil in neuen Köpfen. Auch SPD-Bundeschefin Andrea Nahles steht in der Kritik. Zu Recht?
Vorsitzende stehen nach solchen Wahlergebnissen immer in der Kritik. Ein erneuter Wechsel an der Spitze wäre Quatsch. Aber Andrea Nahles sollte erwägen, den Erneuerungsprozess der SPD schwerpunktmäßig an einen ihrer Stellvertreter zu delegieren. Ich denke da an den bei den Menschen und in der Partei hoch anerkannten Thorsten Schäfer-Gümbel. Unter den jetzigen Bedingungen die Bundestagsfraktion zu führen und gleichzeitig die Partei zu erneuern, wäre für jeden Menschen furchtbar viel Arbeit.
SPD-Landeschefin Leni Breymaier werden auch schlechte Umfragewerte angelastet, mit Lars Castellucci hat sie einen Herausforderer. Haben Sie eine Präferenz?
Ich bin ganz klar für Leni Breymaier. Ich bin richtig glücklich, dass wir mit ihr endlich wieder eine Landesvorsitzende haben, die auf Menschen zugehen kann und die die Menschen verstehen. Ich kann überhaupt nicht sehen, dass die Kritik an ihr in irgendeiner Weise gerechtfertigt wäre. Ich kann mir auch nicht vorstellen, was der Mitbewerber besser machen könnte – von ihm hat man in den letzten Jahren ja wenig gehört.