Manch einer bekommt Muffensausen und klammert sich am Handlauf fest: Der Blick durch die Stahlgitter hindurch hinunter auf den Boden wird oft unterschätzt – der Hursch, höchster Aussichtsturm auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen, misst abenteuerliche 42 Meter. Er schwankt bei Wind. Bis zu einen Meter hin und her. Wenn man aber erst mal oben ist, hat man eine sensationelle Aussicht: bis zum Fernsehturm Stuttgart und zu den Alpen. Es stehen insgesamt fünf Aussichtstürme auf dem parkähnlichen Gelände, das wegen der militärischen Nutzung über mehr als 100 Jahre hinweg verschont blieb von Besiedelung, Zerstückelung und wirtschaftlicher Nutzung. Es gibt nach wie vor keine Autos dort. Stattdessen: Stille. Und Schafe. Sie erhalten eine Landschaft wie sie im 19. Jahrhundert auf der Alb gang und gäbe war: mit eigenwillig wachsenden Gehölzen, scheuen Vögeln wie der Heidelerche und sehr seltenen Arten wie dem Steinschmätzer.
Der freie Journalist und Buchautor Joachim Lenk hat mit dem Wiedemann Verlag eine Neuauflage der militärhisto­rischen Freizeit- und Wanderkarte herausgebracht, in der alle freigegebenen We­ge abgebildet sind und alle Bushaltestellen, die der so genannte Biosphärenbus an Sonn- und Feiertagen vier Mal am Tag anfährt. Mit einem Tagesticket ist es möglich, beliebig oft ein- und auszusteigen und auf diese Weise die Ausmaße des riesigen Geländes zu erkunden. Was sich ebenfalls noch nicht überall herumgesprochen hat: Der Biosphärenbus hat einen Fahrradanhänger.
Eine tagfüllende Wanderung könnte indes vom Parkplatz Feldstetten aus entlang der alten Hardtstraße und über das Obere Böttental Richtung Hursch und weiter zum Turm Waldgreut führen. Es geht natürlich eine Nummer kleiner: In der Neuauflage der Karte ist nun auch der jüngste – vor zwei Jahren erst aufgestellte – und kleinste Aussichtsturm verortet. Er ist fünf Meter hoch und steht nahe Magolsheim.