Allein schon dieses Gruppenbild auf der Konzertbühne des Stadthauses: Als klangvoll brodelnde, leidenschaftlich-fröhliche Kapelle geradezu spielen sie das „Forellenquintett“; alle und alles in Bewegung, Noga Shaham lacht fröhlich und grundiert am Kontrabass eine Beschwingtheit, als würde tatsächlich getanzt. So könnte man sich eine „Schubertiade“ vorstellen: einfach mal Spaß haben, aufdrehen, reinhauen, lustvoll ausprobieren, was geht. Und wenn der Pianist plötzlich verwegen das Tempo anzieht und die Truppe dahinschwimmt, passt das nicht nur zur gedichteten „Forelle“, die bekanntlich vorüberschießt „wie ein Pfeil“, sondern zeigt, dass Kammermusik wenig zu tun haben muss mit brav gepflegter Wohltemperiertheit. Und dass auch populäre Werke immer neu und erfrischend aufgeführt werden können.
Großer Beifall, Jubel am Ende nach Franz Schuberts Klavierquintett im „Geburtstagskonzert“ der vor zehn Jahren in Kooperation mit dem Stadthaus gegründeten „klassisch!“-Reihe der SÜDWEST PRESSE. Das Busch Trio war aus Amsterdam angereist: Mathieu van Bellen an der Geige (viele Farben und Akzente),  Ori Epstein am Cello (mit großer Ruhe für alle Kantilenen), Omri Epstein (kraftvoll und unter Strom am Klavier). Dazu Naomi und Noga Shaham (Bratsche).
Letztere war schon im Klavierquartett Nr. 3 von Johannes Brahms gefragt, einem Gipfelwerk der Romantik. Der Komponist hatte es als „Selbstmordmusik“ bezeichnet, auf Goethes „Werther“ anspielend und seine unglückliche Liebe zu Clara Schumann. Emotional, melancholisch, ebenso zart wie pathetisch: Nicht anders traten das Busch Trio und Noga Shaham auf, intensiv, dynamisch weit greifend, aufwühlend.

Eine Entdeckung: das „Phantasie Trio“ von Frank Bridge

Begonnen hatte der Abend mit einem wunderbaren Werk, das kaum einer im Saal live kannte  – auch das ist ein Anspruch der „klassisch!“-Reihe, nämlich Entdeckungen zu bieten: das „Phantasie Trio“ also von Frank Bridge von 1907. Späteste Romantik mit englischem Kolorit, aber auch beeinflusst von französischem Impressionismus. Das hervorragende Busch Trio bezauberte mit einer Klang-Überraschung nach der anderen.
So soll es weitergehen: Die nächste Saison startet am 13. September mit dem Isidore String Quartet aus New York.