Woher kommen wir, wohin gehen wir? Diese und andere existenzielle Fragen werden in dem Stück „Our Lives“ von Frederika Tsai und den Choreografen Ziya Aktas und Carmine Romano performativ und tänzerisch beleuchtet.
Das Bühnenbild (Yi-jou Chuang) wird von zwei über Eck angeordneten Kulissen mit Schnüren und Wollfäden bestimmt: dazwischen Erde und auf ihr in embryonaler Haltung die drei Tänzer. Langsam erwachen sie zu den Klängen und der Gitarrenmusik von Rachid Benachour. Die drei werden in eine härtere Welt geboren, auf der sie krabbeln, laufen und das Menschwerden erst erlernen müssen.
Mit dem Erwachen und dem Begegnen beginnen Beziehungen und Konflikte. Liebe, Ablehnung, Macht und Ohnmacht, Freundschaften und Feindschaften, Verwicklungen. Kathrin Knöpfle, Daniela Molina Garfias und Mahdi Chkoz bieten starken Ausdruckstanz, der die Besucher im Labor 1/12 begeisterte.
Knöpfle wirkt in ihren Bewegungen oft animalisch und besticht durch die verletzliche Ausstrahlung. Garfias ist der weiche, weibliche Part, die Mittlerin zwischen den anderen, die lächelnd eine Veränderung bewirkt. Chkoz, der aus dem Breakdance kommt, besticht durch Beweglichkeit und seine aggressive Männlichkeit, die er tänzerisch zeigt. Drei Individuen und doch im dauernden Austausch untereinander, denn nicht nur durch die Schnüre sind Lebensadern zwischen den Darstellern und zuletzt auch zum Publikum entstanden, das mit an dem neuen Netz knüpfen darf.
Dem Team war die internationale Besetzung ebenso wichtig wie der Gedanke, dass wir alle miteinander verbunden sind, egal wie multikulturell und bunt. Jeder Mensch ist vom gleichen Ablauf bestimmt, wird geboren, entdeckt die Welt und macht Erfahrungen und geht doch wieder in die Erde zurück. Die Frage bleibt, wie die Zeit dazwischen genutzt wird und ob der Mensch für kurze Momente neben dem eigenen Kosmos ein „wir“ erfahren darf.