Es ist das Gemisch, das tödlich wirkt. Klimaturbulenzen bringen Dürre und Mangel, Bürgerkriege dann den Hungertod. Mehr als 20 Millionen Menschen in Südsudan, Jemen, Somalia und Nordnigeria sind vom Sterben bedroht, haben nicht mehr genug zu essen und zu trinken, weil sie zum Spielball von Kriegsherren und blutigen Machtkämpfen wurden. In Syrien sind eine Million Menschen in Hungerenklaven gefangen, fast alle belagert durch das Regime von Bashar al-Assad.
Gleichzeitig spielt das Wetter mit seinen Kapriolen den gewissenlosen Gewaltstrategen in die Hände. Erst fehlt auf den Feldern das Wasser. Dann verwandelt die Regenzeit mit ihren Sintfluten alles in eine einzige Schlammwüste. Regenwasser mischt sich mit Abwasser. Durchfall und Seuchen wie Typhus oder Cholera raffen die geschwächten Menschen dahin. Jedes Jahr frisst sich die Sahara 50 Kilometer weiter in ihre fruchtbareren Randzonen. Der Klimawandel ist für den gesamten afrikanischen Kontinent zu einer tickenden Zeitbombe geworden. In der Regel jedoch konnten bisher rechtzeitige Hilfsprogramme aus Überschüssen anderer Erdteile das Schlimmste verhindern.
Anders in Nahost und Ostafrika, wo chronische Bürgerkriege und ein Übermaß an Waffen die Lebensgrundlagen der Bewohner zerstören. Im Jemen blockieren saudische Kriegsschiffe den wichtigsten Einfuhrhafen des Landes, welches bei seiner Versorgung zu 90 Prozent von Importen abhängt. Gezielt machen die Kampfflugzeuge Riads Jagd auf Lebensmittelfabriken und Lastwagenkonvois. Zwei Drittel der 27 Millionen Jemeniten sind auf Nahrungshilfe angewiesen.
Im Südsudan wurden Helfer ermordet, die Lebensmittel verteilen wollten. Marodierende Kämpfer zerstören die Felder und vertreiben die Bauern. Ähnlich in Somalia, wo seit Jahrzehnten kein Staat mehr existiert und islamische Terrormilizen die Bevölkerung tyrannisieren. In Teilen Nigerias versucht der IS-Ableger Boko Haram mit aller Gewalt, ein Kalifat zu errichten. Die Folgen sind verheerend. Für den Südsudan riefen die Vereinten Nationen inzwischen offiziell eine Hungersnot aus. Für Jemen, Somalia und den Norden Nigerias befürchten sie die schwerste humanitäre Krise seit ihrer Gründung 1945.
Die örtlichen Kriegsherren schert das nicht. Immer skrupelloser benutzen sie den Hunger als Waffe, um ihre Gegner in die Knie zu zwingen und deren Bevölkerung zu vernichten. Diese zynische Strategie offenbart die ganze Ohnmacht der internationalen Gemeinschaft. Was die Welt in den letzten Jahren bei dem menschenverachtenden Poker um Hilfskonvois in Syrien tatenlos mitansehen musste, findet jetzt im Jemen, Südsudan, Somalia und Nigeria seine teuflische Parallele. In keinem der Krisenherde zeichnet sich eine politische oder militärische Lösung ab. Friedenskonferenzen liefen ins Leere, genauso wie viele der Spendenaufrufe der Uno. Wegschauen oder Resignation aber sind keine Lösung. Die Welt muss diese Katastrophe abwenden. Sie darf die 20 Millionen Unglücklichen nicht ihrem Schicksal überlassen.