Ob im Café nach der nächsten Busverbindung zu schauen, in Geschäften Preise zu vergleichen oder im Hotel E-Mails zu checken: Ein Wlan-Zugang ist praktisch, um unterwegs das Internet zu nutzen. Doch dazu muss man meist erst nach dem Passwort fragen und sich  im Netzwerk registrieren, bevor man lossurfen kann.
So kompliziert muss es nicht sein – das finden zumindest die Freifunker. Die Bürgerinitiative setzt sich bundesweit für ein freies Funknetzwerk ein. Damit ist ein Zugang zum Internet ohne Registrierung möglich. Im Idealfall könnte man durch die Stadt gehen und das Smartphone verbindet sich automatisch mit dem nächstgelegenen Router – sofern es genügend Menschen gibt, die das Netzwerk mit aufbauen.
Entstanden ist die Idee vor etwa 20 Jahren. Um Orte, die noch keinen DSL-Zugang zum Internet hatten, eine schnellere Internetverbindung zu ermöglichen.
Inzwischen gibt es in ganz Deutschland bereits fast 400 Gruppen, die sich für Freifunk engagieren und knapp 40.000 freie  Internetzugänge. In Baden-Württemberg gibt es beispielsweise in Stuttgart, Ulm, Karlsruhe, Ortenau, am Bodensee und im Dreiländereck Initiativen. Auch in der Region Neckar-Alb wollen Stefan Tzeggai und Christoph Schönfeld zusammen mit acht weiteren Aktiven eine Freifunk-Gruppe aufbauen.
Die ersten Geräte sind schon installiert – in Tübingen gibt es bereits 70 Freifunk-Router. Darunter Restaurants, Kirchengemeinden, Kneipen, Privatpersonen und Firmen. Wer seinen Kunden oder Besuchern einen Zugang zum Internet anbieten möchte,  steht schnell vor einem rechtlichen Problem, der sogenannten Störerhaftung. Dies umgehen die Freifunker mit Hilfe eines technischen Tricks: Die Verbindung wird per VPN-Tunnel zu einem der Gateways in Stuttgart hergestellt und auf einen Umweg ins Ausland geschickt. So bleibt die IP-Adresse der Nutzer unerkannt, allerdings ist dadurch die  Internetverbindung nicht allzu schnell.
Technisch dafür nötig sind: ein Router, auf dem die Freifunk-Software läuft, und ein  Internet-Zugang. Die Wlan-Router haben eine Reichweite bis zu 100 Metern. Größere Strecken überbrücken die Freifunker durch Richtfunkstrecken. Um soziale Träger und lokale Freifunkgruppen leichter zusammenzubringen, hat der überregionale Förderverein Freie Netzwerke  zudem ein eigenes Informationsportal eingerichtet.
Doch den Freifunkern geht es nicht nur um kostenlosen Internet-Zugang. Sie wollen mit Hilfe vieler Engagierter ein „zentrumsloses Bürgernetz“ aufbauen, das nicht so einfach abgeschaltet werden kann. Jeder kann dabei mitmachen und selbst entscheiden, wie viel Bandbreite er anderen Nutzern zur Verfügung   stellt. „Das hat eine Zukunft“, sagt Tzeggai. Denn die LTE-Frequenzen beim mobilen Surfen – „das Filetstück der Frequenzbereiche“ – würden nicht ausreichen. „Das mobile Internet wird nicht so billig, wie wir uns das jetzt vielleicht vorstellen“, sagt Tzeggai. Außerdem seien solche Mesh-Netzwerke – also die Verbindung der Router untereinander – im Katastrophenfall sinnvoll. Oder auch schon, wenn mal wieder einer der Internet-Provider ausfällt.

Umstrittene Störerhaftung

Wer anderen über eine Wlan-Verbindung Zugang zum Internet bietet, muss unter Umständen dafür haften, wenn ein Nutzer über diese Verbindung illegale Dinge tut. Die Gesetzeslage für Wlan-Anbieter ist seit Jahren umstritten. Zuletzt hatte der Bundesgerichtshof im November dazu ein Urteil gefällt, dass Privatpersonen nicht für Sicherheitslücken haften müssen, für die Hersteller und Provider verantwortlich sind. del