Zusammen vier Spiele, vier Siege, acht Tore – und plötzlich auf den Spuren von Tabellenführer Bayern München: Nach sehr schwierigen Zeiten beim VfL Wolfsburg und problematischen Phasen bei Hertha BSC nimmt man vor dem direkten Duell heute die ungewohnte Verfolgerrolle gerne an. „Die Bereitschaft, ein ernsthafter Bayern-Jäger zu sein, haben wir immer“, hört man vom Wolfsburger Trainer Bruno Labbadia.
Dass Wollen aber nicht gleichbedeutend mit Können sein muss, schickte der 54-Jährige aber postwendend hinterher: „Zunächst müssen wir uns deutlich stabilisieren. Nach zwei Spieltagen vom internationalen Wettbewerb zu sprechen, geht mir ein bisschen zu schnell.“ Doch saisonübergreifend haben die Niedersachsen nun schon sechs Pflichtspiele in Serie gewonnen.
Für Labbadia ein guter Grund, optimistisch gestimmt einen weiteren Dreier anzustreben: „Wir können auf die ersten beiden Bundesligaspiele aufbauen. Deshalb möchte ich, dass wir mit Riesenfreude in die Partie gegen Hertha gehen“. Der Coach setzt trotz leichter Blessuren auf seine angeschlagenen Stammkräfte Ignacio Camacho und Renato Steffen. Der Spanier, ein Führungsspieler für die Wölfe, hatte einen Schlag auf den hinteren Oberschenkel bekommen, Steffen laboriert an einem Bluterguss am Fuß. Labbadia: „Renato hat mittrainiert, er ist ein harter Hund, auch Ignacio sollte einsatzfähig sein.“
Das Team seines Kollegen Pal Dardai hat nach 180 Bundesligaminuten als einzige Mannschaft noch kein Gegentor kassiert. Was aber nicht heißt, dass der Hauptstadtklub mit einer defensiven Grundeinstellung in die Begegnung gehen wird, im Gegenteil: „Ich hoffe auf viele Tore und eines mehr für uns. Dann ist alles wunderbar“, äußerte der Ungar.
Labbadia indes, so hat es den Anschein, hat während der Saisonvorbereitung die richtigen Resetknöpfe gedrückt. Die erfolgreich absolvierte Relegation gegen den Zweitliga-Dritten Holstein Kiel war die Initialzündung für den sportlichen Umschwung, der ohne großangelegten Personalaustausch gelang.
Am Teamspirit fehlte es bei den Gästen schon in der letzten Saison nicht, doch die Dardai-Truppe hatte mit der Doppelbelastung durch die Europa League so ihre Probleme. Jetzt ist die Hertha-Brust nach den beiden Auftaktsiegen breit. „Wir spüren einen kleinen Hype. Nehmen wir in Wolfsburg etwas mit oder gewinnen gar, ist mit uns zu rechnen“, sagte Stürmer Davie Selke im kicker-Interview.
Der U21-Europameister hinterließ nach einem im Juli erlittenen Pneumothorax zuletzt einen guten Eindruck. Er trat die Reise nach Wolfsburg genauso an wie der bis zuletzt fragliche Abwehrspieler Jordan Torunarigha, den Achillessehnenbeschwerden plagten. Ob es für ihn für die Startelf reicht bleibt abzuwarten. Ersetzen könnte ihn Fabian Lustenberger.