In der 2. Basketball-Bundesliga ProA gibt es wohl kaum einen Verein, der seinen Fans mehr zumutet als die Oettinger Rockets aus Gotha. Nicht nur, dass der Verein vor der Saison von Gotha nach Erfurt umzog und eine neue Heimspielstätte hat, auch der beliebte Trainer Chris Ensminger und vier Spieler mussten in den vergangenen Monaten gehen. Ein Umstand, der in der Fanszene für viel Kopfschütteln sorgte, und viel Sympathie geraubt hat. So kehren mittlerweile die meisten Fans dem Verein den Rücken.
Den größten Aufschrei gab es in Gotha aber, als der Nachfolger von Fanliebling Ensminger bekannt gegeben wurde: Ivan Pavic. Der ehemalige Bundesligaspieler und Scout ist im deutschen Sport kein unbeschriebenes Blatt. Jedoch kennen ihn die meisten Sportinteressierten weniger von seinen Erfolgen im Basketball, sondern vom größten Wettskandal in der deutschen Geschichte um den Schiedsrichter Robert Hoyzer. Dafür wurde er 2011 mit weiteren Beschuldigten zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.
Der Bundesgerichtshof hatte das Urteil jedoch wieder aufgehoben. Die Geschichte sei zehn Jahre her und sei für ihn längst abgeschlossen, so Pavic gegenüber dem mdr. Seit dem Skandal hat er im Management der Brose Baskets Bamberg und als Baunacher Headcoach gearbeitet. Nun ist er also verantwortlich für die großen Ziele in Gotha, die klar heißen: erste Bundesliga.
Bereits vor der Saison nannte Domenik Reinboth, Trainer des Team Ehingen Urspring, das Team der Oettinger Rockets „Spitzenkandidat für die Playoffs“. Heute, sechs Spieltage vor Schluss der Saison, sollte der Headcoach der Steeples recht behalten. Mit 13 Siegen und elf Niederlagen liegt Gotha nicht nur auf dem sechsten Tabellenplatz, sondern hat auch gute Chancen in die Finalrunde einzuziehen. Ausruhen darf sich das Team aber nicht. Denn das Mittelfeld der Liga ist eng zusammen, so liegen die Rockets nur einen Sieg vor dem Neunten Köln. Daher wird Gotha mit einem klaren Ziel gegen die Ehinger auflaufen: und zwar zu gewinnen.
Zu gerne wird sich Gotha dabei an den dritten Spieltag zurückerinnern, als sie die Ehinger in der eigenen Längenfeldhalle förmlich auseinander nahmen. Mit 68:41 bezwangen sie damals die Steeples und ließen ihnen nicht den Hauch einer Chance. Bereits nach fünf Minuten führten sie zweistellig und bauten diesen Vorsprung routiniert aus. Nicht verwunderlich also, dass Reinboth immer betont, dass es das schlechteste Saisonspiel der Ehinger in der aktuellen Saison war. Daher werden die Steeples auch mit ordentlich Frust nach Gotha reisen und versuchen, die Schmach vom Oktober vergessen zu machen.
Wie wichtig ein Ehinger Erfolg wäre, zeigt alleine schon ein Blick auf die Tabelle. Nur zwei Siege trennt die Steeples von den Abstiegsrängen. „Um nicht in Bedrängnis zu kommen, müssen wir noch ein bis zwei Spiele gewinnen“, sagt Reinboth. Am Liebsten wäre ihm das bereits in den kommenden drei Partien. „Dann können wir die letzten Partien der Saison in Ruhe spielen.“
Ein Sieg gegen Gotha dürfte aber nicht einfach für die Ehinger Basketballer werden. Durch die vier Neuzugänge hat sich das Bild des Kaders deutlich geändert. „Sie sind bärenstark“, sagt Reinboth, so hätte der Verein deutlich an Qualität gewonnen und gehöre nun zu den besten Teams der Liga. „Die vier Hochkaräter“, wie sie Reinboth nennt, haben den Rockets nicht nur mehr Tiefe im Kader gegeben, sondern auch das Spielsystem verändert. So hat Gotha nicht nur die fünft beste Verteidigung der Liga, sondern auch die drittbeste Trefferquote aus dem Feld. Werte die eindeutig für sich sprechen. Doch Reinboth hält nicht so viel von den Statistiken. „Es ist nicht alles Gloria bei ihnen.“ So hätte das Team immer wieder Probleme, seine Leistung auch konstant abzurufen, was die elf Saisonniederlagen auch verdeutlichen würden.
Unumstritten ist in den vergangenen Wochen eine deutliche Steigerung bei den Rockets zu erkennen. Von den letzten vier Partien gewannen sie drei. Das liegt vor allem an Dane Watts, der mit Ulm Vizemeister wurde und nun auf 14,8 Punkte pro Partie kommt, David Hicks, der 18 Zähler pro Partie beisteuert, und am Euroleague erfahrenen Darrel Michel. „Es wird uns alles abverlangen, wenn wir gegen sie bestehen wollen“, so Reinboth, der sich bei einer Topleistung seiner Spieler auch einen Sieg vorstellen kann. Aber ob Reinboth überhaupt auf alle Spieler zurückgreifen kann, ist ungewiss. Daniel Berger musste unter der Woche mit Knieproblemen pausieren, ebenso wie Joel Aminu mit einer Sehnenreizung. Zudem sind noch Zaire Thompson (Daumen), Noah Aghas (Rücken) und Devon Moore angeschlagen. Daher hatte Reinboth auch das Trainingspensum unter der Woche heruntergeschraubt, damit sich die Spieler regenerieren konnten. „Die Saison ist schon lange und das merken wir gerade mit den vielen angeschlagenen Spielern bei uns im Kader.“