Erst vor wenigen Tagen hatte ein neuer Winnetou-Film im Kino Premiere – kurz darauf hat der Ravensburger Verlag zwei dazu passende Bücher, ein Sticker-Album und ein Puzzle zurückgezogen. Das berichteten mehrere Medien übereinstimmend. Was war passiert?
Kurz nach ihrer Veröffentlichung wurden die Bücher in den sozialen Medien heftig kritisiert. Viele Kommentatorinnen und Kommentatoren sind der Meinung, dass „der junge Häuptling Winnetou“ rassistische und kolonialistische Vorurteile schürt. Der Film ist eine Adaption des Theaterstücks „Kleiner Häuptling Winnetou“.
Winnetou-Geschichte: Darum geht es
Es handelt vom 12-jährigen Winnetou, dem Sohn eines Indianerhäuptlings in Nordamerika. In seinem jugendlichen Alter betrachtet er sich schon als großer Krieger. Sein Vater Intschu-Tschuna meint dagegen, dass er noch viel lernen müsse. Doch dann bleiben die Büffel aus – die Apachen-Indianer sind in ihrer Existenz bedroht. Winnetou sieht in der Notlage eine Chance, sich gegenüber seinem Vater zu beweisen. Gemeinsam mit dem Waisenjungen Tom beginnt er ein gefährliches Abenteuer, um sein Volk zu retten.
Der deutsche Schriftsteller Karl May hatte die Winnetou-Erzählungen im 19. Jahrhundert geschrieben, ohne die Apache-Indianer je persönlich getroffen zu haben.
Winnetou-Film: Kritik wegen klischeehafter Darstellung
Der Ravensburger Verlag begründete schon am 11. August auf Instagram, warum er die Winnetou-Bücher zurückgezogen hat: „Wir danken Euch für Eure Kritik. Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben. Das war nie unsere Absicht und das ist auch nicht mit unseren Ravensburger Werten zu vereinbaren. Wir entschuldigen uns dafür ausdrücklich.“
Auch der neue Winnetou-Film wurde vor dem Kinostart am 11. August kontrovers diskutiert: Die Filmbewertungsstelle FBW verlieh der Produktion das Prädikat „besonders wertvoll“, wogegen einige Jury-Mitglieder scharf protestierten. Die unterschiedlichen Ansichten werden in der Begründung der Jury deutlich. Einige Mitglieder kritisierten, dass es nicht mehr zulässig sei, einen derart klischeehaften Film zu veröffentlichen. Karl Mays „literarische Idylle“ sei eine Lüge, der Völkermord und die Ausbeutung der nordamerikanischen Ureinwohner werde ausgeblendet. Demnach habe der Film genauso wie das „rückwärtsgewandte Theaterstück“ nichts mit der Realität zu tun. Doch die Mehrheit der Jury-Mitglieder steht dem neuen Film positiv gegenüber: Sie argumentieren, es sei allgemein bekannt, dass Karl May die Indianer nie getroffen habe und die Erzählungen auf seiner Fantasie beruhen. Man könne ihn daher ruhigen Gewissens als „Märchenonkel“ bezeichnen. Besonders zufrieden sind die Juroren mit den Leistungen der Schauspielerinnen und Schauspieler.
Die Instagram-Nutzerin laulii710 kritisiert den Film dagegen als rassistisch, er befördere entsprechende Stereotype. Die amerikanischen Ureinwohner könnten beispielsweise nicht mit Tieren reden. Zudem beklagt sie, dass die Rollen Winnetous und der anderen Indianer nicht mit indigenen Schauspielern besetzt wurden. Schon Karl May sei mit der inidigenen Kultur äußerst unsensibel umgegangen: Er habe den jungen Apache-Indianer und Protagonisten Winnetou genannt, obwohl die Ureinwohner keinen Buchstaben W nutzen. laulii710 beschreibt sich auf ihrem Instagram-Profil als „transracial indigenous adoptee“. Demnach stammt sie von amerikanischen Ureinwohnern ab und wurde adoptiert.
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