Es ist so etwas wie der „größte politische Stammtisch des Landes“: Nach zwei Corona-Jahren wollen die großen Parteien am politischen Aschermittwoch wieder mit ihren Anhängern zusammenkommen und ihren Lagern kräftige Politikkost servieren. Deftig dürften die Parteien vor allem die Politik der Ampel-Koalition, die Bildungslage und die jüngsten Entscheidungen zur Klimaschutz-Politik kritisieren oder verteidigen, ganz nach Parteibuch.
Die Grünen erwarten in Biberach Bundesprominenz, wenn Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir ans Rednerpult tritt. Dabei könnte es durchaus etwas zugespitzt und deftig zugehen: Özdemir ist für klare Worte und rhetorisches Talent bekannt, immerhin wurde er 2018 vom Rhetorischen Seminar in Tübingen für die „Rede des Jahres“ ausgezeichnet; damals hatte Özdemir im Bundestag die AfD nach allen Regeln der Kunst zerlegt.
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Für eine eher feinere Klinge ist der der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann bekannt, auch die Landesparteichefin Lena Schwelling ist bei der Traditionsveranstaltung dabei, die um 11 Uhr in Biberach beginnt. Am Abend ist Agrarminister Özdemir in Böblingen erneut gefragt: Er wird zum 41. Aschermittwoch Fischsuppenessen eingeladen (18.00 Uhr).
CDU hat NRW-Innenminister Reul als Redner
Die CDU lädt hingegen nach Fellbach (Rems-Murr-Kreis). Dort greift neben dem Parteivorsitzenden und Landesinnenminister Thomas Strobl als Hauptredner NRW-Innenminister Herbert Reul zum Mikrofon (10.30 Uhr). Reul könnte als intensiv im rheinischen Karneval erprobter Redner auch für einen gewissen Unterhaltungswert sorgen. Wie sehr sich die Welt seit der Vor-Corona-Zeit geändert hat, zeigt der Vergleich mit der letzten Auflage im Jahr 2020: Damals hatten sich noch in Biberach und Fellbach die damalige Grünen-Co-Chefin Annalena Baerbock und die damalige Noch-CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer ein Fernduell geliefert.
Die FDP versammelt sich mit ihrem Parteichef Michael Theurer und dem Fraktionsvorsitzenden Hans-Ulrich Rülke in Karlsruhe (12.00 Uhr), die SPD und ihr Parteivorsitzender Andreas Stoch sind fast zeitgleich in Ludwigsburg (11.00 Uhr). Die AfD kommt auf Landesebene nicht zusammen.
Der politische Aschermittwoch ist ein festes Ritual im Kalender der Parteien. Hier holen die Amtsträger zum verbalen Rundumschlag aus, trinken Bier und hauen ungehemmt auf den Gegner ein.
Im vergangenen Jahr verzichteten die Parteien im Südwesten wegen der Pandemie auf solche großen Veranstaltungen, die FDP sagte wegen der Eskalation in der Ukraine ab. Im Jahr zuvor vertrieb das Coronavirus die Politik am Aschermittwoch ins Internet: Statt Geschunkel, Bierzelt und tobendem Saal wurden die Versammlungen wegen der Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote online angeboten.
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Cem Özdemir