Auf den ersten Blick wirken die Zahlen beeindruckend: Seit vergangenem Oktober sind in Baden-Württemberg 4135 Menschen an Grippe erkrankt. Das teilt das Landesgesundheitsamt in Stuttgart mit. Gegenüber der vergangenen Saison ist das beinahe eine Halbierung der Fälle. Im Winter 2017/2018 waren der Behörde im gleichen Zeitraum bereits knapp 7300 Influenza-Fälle gemeldet worden. Besonders betroffen sind aktuell die Gegend um Freiburg und der Kreis Tübingen. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Situation im Land:
Wie lassen sich die großen Unterschiede erklären?
Der starke Rückgang liegt vor allem an der heftigen Grippe-Welle im vergangenen Jahr. 2017/2018 sei eine „sehr schwere“ Saison gewesen, teilt eine Sprecherin des zuständigen Regierungspräsidiums in Stuttgart mit. Mit insgesamt 36.000 gemeldeten Influenza-Fällen war die Zahl der Erkrankten „deutlich höher als in allen früheren Saisons seit 2001“. Die vergangene Grippewelle habe außerdem besonders lange angehalten. Allerdings weist das Landesgesundheitsamt auch darauf hin, dass die tatsächliche Zahl der Erkrankten immer höher ist, als die Zahl der gemeldeten Fälle. Das liegt daran, dass nur Fälle gezählt werden, die auch im Labor bestätigt wurden. „Üblicherweise entnehmen Ärzte nur einem sehr kleinen Teil von Patienten Proben und lassen diese in einem Labor auf Influenza-Viren testen“, sagt die Sprecherin.
Lässt sich der Rückgang der Erkrankungen auch mit einer höheren Impfquote erklären?
Dafür liegen aktuell noch nicht genügend Daten vor, teilt eine Sprecherin von Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) mit. Allerdings könnten die Bestandteile des diesjährigen Impfstoffs eine Rolle spielen. Im vergangenen Jahr war ein bestimmter Erreger, die Influenza B, sehr stark verbreitet. Gegen diesen Erreger half die letztjährige Impfung jedoch nicht. In diesem Jahr wurde bundesweit fast einheitlich mit einem besseren, sogenannten Vierfach-Impfstoff geimpft. Anders als in anderen Bundesländern ist in Baden-Württemberg die Grippeimpfung vom Sozialministerium für alle Bürger ausdrücklich empfohlen. Deswegen bekommen nicht nur Menschen über 60 oder besonders gefährdete Berufsgruppen die Grippe-Impfung von ihrer Krankenkasse bezahlt, sondern alle Baden-Württemberger. Im vergangenen November hatte es Engpässe bei der Versorgung mit Impfstoff gegeben.
Gibt es inzwischen wieder genug Impfstoff?
In den Apotheken im Land gebe es noch „vereinzelt geringe Bestände“, teilt das Sozialministerium mit. Man gehe aber davon aus, dass der Großteil der Menschen, die eine Impfung wünschen, bereits geimpft wurden. Für das Ministerium ist der Engpass vom November auch ein Zeichen dafür, dass viele Menschen gegen die Grippe geimpft sind. Wer sich noch impfen lassen will, sollte aber noch Impfstoff bekommen: In einem Online-Portal der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, in dem Arztpraxen ihre Bestände an Impfstoffen melden können, sind aktuell noch 7908 Influenza-Impfdosen verfügbar.
Lohnt sich eine Impfung auch jetzt noch?
„Ja, die Grippeimpfung lohnt sich noch“, sagt die Sprecherin der Sozialministeriums. Die Grippewelle hat noch nicht ihren Höhepunkt erreicht, die Zahlen steigen täglich. „Und die Winterferien sowie die Fastnachtszeit stehen uns noch bevor“, so die Sprecherin. Auch das Landesgesundheitsamt warnt, dass die Grippesaison noch nicht vorbei ist. Die Zahl der Erkrankungen erreiche meist im Februar ihren Höhepunkt.
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So schützen Sie sich vor Grippe
Außer einer Impfung helfen auch einfach Hygiene-Maßnahmen, um sich vor einer Ansteckung mit den gefährlichen Influenza-Viren zu schützen.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rät, regelmäßig die Hände zu waschen: Besonders nach dem Heimkommen, vor dem Essen und nach dem Naseputzen, Husten oder Niesen.
Ungewaschene Hände sollten laut BZgA aus dem Gesicht ferngehalten werden: Nicht Mund, Augen und Nase anfassen.
Beim Husten und Niesen sollte man sich unbedingt von anderen Menschen wegdrehen. Entweder in ein Taschentuch niesen oder die Armbeuge vor Mund und Nase halten.
Auf ein sauberes Zuhause achten: Die BZgA empfiehlt, Küche und Bad regelmäßig zu reinigen und Putztücher und Handtücher bei mindestens 60 Grad zu waschen. dna