Die Liste der Figuren und die Stücke, mit denen das weltberühmte Puppentheater Augsburger Puppenkiste seit Jahrzehnten Millionen begeistert, ist lang: Räuber Hotzenplotz, Urmel aus dem Eis, Kater Mikesch, Prinzessin Li Si, Kalle Wirsch, der Scheinriese Tur-Tur und natürlich Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer. Die Puppenkiste ist eine Institution. Erst kürzlich hatte das Theater sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. Am 26. Februar 1948 hatten die Puppen der Marionettenbühne ihren ersten Auftritt, damals wurde „Der gestiefelte Kater“ gespielt.
Doch jetzt steckt das legendäre Theater in Schwierigkeiten. Womöglich landen die Puppen von Jim Knopf & Co. in der Mottenkiste. Denn: Das Theater blickt derzeit in eine ungewisse Zukunft, wie Theater-Leiter Klaus Marschall der „Augsburger Allgemeinen“ erzählt hat: „Ich kann heute noch nicht sagen, in welcher Form die Puppenkiste weiter existieren wird und kann“.
Augsburger Puppenkiste in der Krise: Einbußen wegen Corona
Wie kann es sein, dass ein derart populäres Theater, das auch Produktionen fürs Fernsehen erstellt hat, in Schwierigkeiten gerät? Einmal mehr ist es offenbar die Corona-Krise: Klaus Marschall berichtet dem Blatt in einem Podcast der Redaktion von Einbußen durch die Einschränkungen während der Corona-Pandemie. Außerdem seien die Zuschüsse für den Kulturbetrieb niedrig.
Ans Aufgeben denkt er dennoch nicht. „Wir werden schon was finden, damit die Puppenkiste weiter existieren wird. Im Moment wissen wir noch nicht, wie das aussieht.“
Theaterchef der Puppenkiste hofft auf Lösung
Der Theaterchef, der die Puppenkiste seit mehr als 30 Jahren führt, sagte aber auch: „Ich weiß nur, dass ich mit dieser Last, wie ich das Theater selber führen muss, die Puppenkiste nicht weitergeben werde.“ Er sei nicht weiter bereit, das finanzielle Risiko als Einzelperson zu tragen oder an seine Kinder, die ebenfalls bei der Puppenkiste mitarbeiten, weiterzugeben.
„Wir wissen heute noch nicht, ob wir Corona überstanden haben“, sagte Marschall weiter. „Das wird sich zeigen, wenn diese ganzen staatlichen Hilfen, die geflossen sind, dann abgerechnet sind.“ Momentan befasse sich ein Steuerberater mit möglichen Rückzahlungen. Marschall beklagte auch niedrige öffentliche Zuschüsse. „Wir haben zuletzt etwa fünf Euro an öffentlichen Zuschüssen pro Zuschauer bekommen.“ Im bundesweiten Vergleich sei das ein Bruchteil dessen, was andere Theater und Kultureinrichtungen bekämen. Die Puppenkiste finanziert sich neben städtischen und staatlichen Zuschüssen hauptsächlich über Eintrittskarten und Spenden.