Zum Schluss hat sogar Jonathan Pang noch ein Gebot abgegeben. Kurz bevor die Gläubiger Air Berlins gestern anfingen, über die Zukunft des Unternehmens zu verhandeln, reichte der chinesische Betreiber des Flughafens Parchim eine Offerte von angeblich 600 Mio. € und der Übernahme aller 8000 Mitarbeiter nach. Den Zuschlag wird er trotzdem nicht erhalten. Denn die Gläubiger wollen das Air-Berlin-Geschäft zwischen Easyjet, Condor und der Lufthansa aufteilen, wobei die Kranich-Airline wohl das größte Stück vom Kuchen erhält. Leer ausgehen wird dem Vernehmen nach auch die British-Airways-und Iberia-Tochter IAG.
Während Condor und Easyjet sich noch nicht geäußert haben, hat die Lufthansa bereits ein konkretes Angebot veröffentlicht. 38 bereits angemietete Mittelstrecken-Maschinen und 20 bis 40 weitere Flugzeuge will der Konzern Air Berlin abkaufen. „Wir glauben, bald 3000 neue Mitarbeiter begrüßen zu können“, sagte Vorstandschef Carsten Spohr in Frankfurt. An dem Langstrecken-Geschäft der Berliner, dessen Zukunft auch nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi besonders unsicher ist, hat die Lufthansa allerdings kein Interesse.
Trotzdem zeigte sich die Gewerkschaft mit dem Angebot zufrieden. Sobald endgültig klar ist, wer welche Teile erhält, wollen die Arbeitnehmervertreter mit den Unternehmen über die Übernahme der Angestellten verhandeln. Das wird am Montag der Fall sein, wenn Air Berlins Aufsichtsrat tagt.
Verdi will Transfergesellschaft
Für Beschäftigte, die nicht sofort einen neuen Arbeitsplatz erhalten, fordert die Gewerkschaft eine Transfergesellschaft. Gemeinsam mit der Geschäftsführung von Air Berlin hat sich Verdi daher an die Bundesregierung und die Landesregierungen von Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern gewandt und sie aufgefordert, der Bildung einer solchen zuzustimmen. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sicherte Unterstützung zu, forderte aber, dass auch die Gläubiger sich beteiligen.
Zuvor ist bekannt geworden, dass die Bundesregierung sich bereits im Vorfeld des Insolvenzantrags von Air Berlin mit der Airline sowie der Lufthansa abgesprochen hatte. Das geht aus einer Anfrage der Grünen-Politikerin Katharina Dröge hervor. Darin bestätigt das Verkehrsministerium, dass die Bundesregierung schon am 11. August über die Einstellung der Finanzierung von Air Berlin durch Etihad informiert war.
Das Papier dokumentiert alle Kontakte zwischen Regierungsmitgliedern und Vertretern Air Berlins sowie der Lufthansa vor der öffentlichen Bekanntgabe der Insolvenz am 15. August. So hat Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zwischen dem 11. und 15. des Monats mehrfach abwechselnd mit den Vorstandsvorsitzenden von Air Berlin und der Lufthansa, Thomas Winkelmann und Carsten Spohr telefoniert. Einen Tag vor Bekanntgabe trafen sich dann Staatssekretäre aus dem Auswärtigen Amt sowie den Ministerien für Wirtschaft, Finanzen und Verkehr gemeinsam mit Winkelmann und Spohr. Einen Tag später überraschte die Bundesregierung die Öffentlichkeit mit einem fertig geschnürten 150-Millionen-Hilfskredit.
Für Dröge ist die Sache klar: „Schon Monate vor der Insolvenz von Air Berlin war diese Gesprächsthema zwischen der Bundesregierung und Lufthansa.“ Es deute alles darauf hin, dass die Regierung das Ziel hatte, Air Berlin der Lufthansa zu verkaufen. „So etwas ist Gift für ein Verkaufsverfahren, verschreckt andere Interessenten und gefährdet Arbeitsplätze“, sagte die wettbewerbspolitische Sprecherin der Grünen der SÜDWEST PRESSE.
Unsichere Lage für Fluggäste
Wer ein Ticket bei Air Berlin gebucht hat, kann nicht sicher sein, dass er damit auch wie geplant fliegen kann. Flugzeuge könnten ab Montag am Boden bleiben. Ob Käufer, die die Strecken von Air Berlin übernehmen, auch die Tickets akzeptieren, ist fraglich. Unterscheiden muss man zwischen Tickets, die vor und nach der Insolvenz vom 15. August ausgestellt wurden. Ansprüche aus der Zeit davor sind nicht erstattbar. Betroffene Kunden können solche Forderungen im Insolvenzverfahren anmelden. Passagiere, die nach dem 15. August gebucht
haben, bekommen den Preis erstattet. dpa
haben, bekommen den Preis erstattet. dpa