Es war eine schwierige Situation für Sebastian Barth, als er am vergangenen Samstag zum ersten Mal als Trainer der U19 des Team Urspring an der Seitenlinie stand. Nicht nur, weil es sein Debüt als Headcoach in der Nachwuchsbundesliga war, sondern auch, weil er den Gegner besser kannte, als seine eigenen Spieler. Mit den Giraffen aus Langen traf Barth auf den Verein seiner Heimatstadt und damit auf Spieler, die er selbst noch aus der vergangenen Saison beim TV Langen kannte. „Das ist ein bisschen unglücklich gelaufen, aber das war mir ja von vorne herein bewusst“, sagt Barth.
Vor zwei Jahren stand er selbst noch auf dem Feld für Ehingen, nun wechselte er an die Seitenlinie. Eine Rolle, die, wie er sagt, noch ziemlich ungewohnt ist. Denn Barth hat erst zwei Jahre Erfahrung als Trainer: ein Jahr in der Oberliga von Langen und ein Jahr bei der U16 seines Heimatvereins. Nun kommt gleich der Sprung in die Bundesliga. Ein Schritt, der selbst für ihn überraschend kam. „Ich finde es schön, dass mir hier so vertraut wird.“
Dieses Vertrauen kommt aber nicht von ungefähr. Denn sowohl Domenik Reinboth als auch Teammanager Nico Drmota halten viel von ihrem ehemaligen Spieler. So war Barth bereits vor der Saison als Nachfolger für Dominic Dörr im Gespräch, der zum Sommer die Klosterschule in Richtung Trier verlassen hat. Damals scheiterte jedoch ein Engagement noch. „Trainer eines NBBL-Teams zu sein, danach würde sich jeder andere die Finger lecken“, sagt Barth und lacht. Doch die Vereinbarkeit von Beruf und der Tätigkeit bei den Urspringern hätte damals nicht geklappt. Zudem brauchte Barth, der zum Sommer seine aktive Karriere beendete, „eine Auszeit vom Basketball.“
Ein halbes Jahr später, als Nico Drmota erneut bei ihm anklopfte, sagte er dann schließlich zu. „Wir waren uns schnell einig“, erklärt Barth und fügt hinzu: „Ich möchte Ehingen etwas zurückgeben.“ Denn noch immer empfand Barth seinen Abschied von den Steeples nach dem Abstieg in die ProB als unglücklich. „Vom Herz her war es schwer, Ehingen zu verlassen, denn ich mag hier das ganze Umfeld.“ Doch die berufliche Situation hatte ihn zu diesem Schritt bewogen.
Nun ist er wieder in Urspring, fühlt sich wohl und möchte mit der U19 noch eine erfolgreiche Saison bestreiten. „Mein Anspruch ist es, meinen Job hier möglichst gut zu machen.“ Dabei ist für Barth zweitrangig, ob die Mannschaft noch in die Playoffs kommt oder nicht. „Ich will jeden Einzelnen weiterentwickeln, denn das ist genauso wichtig“, sagt Barth, der in den vergangenen beiden Wochen die Spieler schon näher kennenlernen konnte. „Mein erster Eindruck von ihnen ist gut und sie haben extrem viel Potenzial“, sagt er. „Ich glaube, sie wissen noch gar nicht, wie gut sie wirklich sind.“
Um die Spieler nun weiter zu entwickeln, möchte Barth seine eigene Philosophie mit einbringen. Dabei sind ihm zwei Sachen besonders wichtig: Zum einen möchte er authentisch bleiben – „Ich bin kein harter Hund.“ – und zum anderen möchte er seinen Schützlingen den Spaß am Basketball vermitteln. „Da kann dann auch mal ein lautes Wort fallen, aber auch nur, wenn es sein muss.“ Denn  sich selbst beschreibt er als eine Mischung aus „hart aber herzlich“, wobei das „herzlich“ dominiere.
Auch wenn Barth erst zwei Jahre als Trainer tätig war, an Erfahrung fehlt es ihm nicht. Der neue Headcoach spielte nicht nur viele Jahre auf Spitzenniveau in Deutschland, sondern gewann sogar den deutschen Basketball Pokal. Aber nicht nur in seiner aktiven Zeit erlebte er viele verschiedene Trainer, sondern auch zu Hause. Denn der Vater von Sebastian, Jürgen Barth, war früher selbst lange als Trainer in Langen aktiv. „Mein Vater hat mich sehr geprägt“, sagt Sebastian Barth, der dennoch seinen eigenen Stil entwickelt hat. „Ich habe von jedem meiner bisherigen Trainer etwas mitgenommen und das zusammengesetzt.“
An der Seitenlinie zu stehen, ist für Barth dennoch ungewohnt. „Auf dem Feld ist es einfach, ein Spiel zu lesen. Aber von außen ist das was ganz anderes und da tue ich mir noch schwer.“ Der bisherige Erfolg Barths spricht jedoch für ihn. In einem NBBL-Spiel und drei Partien mit der Regionalligamannschaft verließ er das Parkett drei Mal als Sieger. Einen Erfolgsdruck verspürt er aber nicht. „Klar, wir wollen die Playoffs angreifen, aber wenn wir es nicht schaffen, ist es kein Weltuntergang.“

Zur Person

Zehn Jahre spielte der heute 32-jährige Sebastian Barth in der zweiten Liga, fünf weitere Jahre in der 2. Basketball-Bundesliga ProB. Dabei lief er untere anderem für den TV Langen, Bayreuth, Nürnberg, Team Ehingen Urspring und Elchingen auf. Auch für die Nationalmannschaften wurde Barth mehrere Male berücksichtigt. So spielte er unter anderem für die U16, die U20 und die A2-Nationalmannschaft. Zudem war er auch bei der Universitäten-Nationalmanschaft und spielte mit ihr die Universiade in Bangkok 2007. Seine größten Erfolge waren der Gewinn des deutschen Basketball Pokals 2010 mit Bayreuth und als Doppellizenzspieler die Meisterschaft mit Frankfurt 2004.